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Mit Musik liefen die jungen Franzosen auf dem Fußballplatz des 1. FC Königstein auf und gaben allen "die Faust". "Bonjour. Ça va?" Einige versuchten es auf Deutsch. "Guten Tag. Wie geht's?" Die junge Truppe war "nur" drei Minuten nach der vereinbarten Zeit da. Mit der Pünktlichkeit hatten es die Franzosen ja noch nie. . . Da waren sie wieder, die Vorurteile der Deutschen. Und das, nach 50 Jahren Städtepartnerschaft. Aber auch die andere Seite hatte so einige Vorstellungen über die Deutschen im Gepäck, etwa: "Die Deutschen sind stur und streng." Denn die 19 Spieler im Alter von 14 und 15 Jahren und ihre vier Betreuer aus Le Cannet waren erstmals in Deutschland. Am Samstag konnten allerdings bereits alle über die eigenen Vorurteile lachen.
"Wir waren völlig überrascht", amüsierte sich der französische Trainer und Betreuer Samy Bikri im Nachgang des Besuchs. "Nichts von unseren Vorstellungen hat sich bestätigt." Auch sein Bruder Idriss Bikri bestätigte "eine sehr hohe Qualität im Umgang miteinander."
Für den Vorsitzenden des Förderkreises der Städtepartnerschaft Königstein-Le Cannet, Wolfgang Riedel war die Veranstaltung, die Teil der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft war, sehr gelungen. Vor allem, weil der Besuch der Jugendlichen viele Überraschungen barg und zeigte, dass eine Freundschaft trotz jahrzehntelangen Engagements immer wieder neu gelebt werden sollte. Es war die Idee von Riedel und dem 1. Vizepräsidenten des 1. FC-TSG Königstein, Steffen Schmidt, ein Jugendfußballturnier in das Jubiläumsjahr einzubinden. Riedel und Schmidt wollten den Gästen zusätzlich ein buntes Rahmenprogramm bieten.
Am Mittwochabend begrüßten Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) und Erster Stadtrat Jörg Pöschl (CDU) Mannschaft und Betreuer in der Gaststätte "Zum fröhlichen Landmann" im Rettershof. "Wir wurden so herzlich willkommen geheißen", freuten sich die französischen Betreuer Samy Briki, Idriss Briki, Olivia Laine und Waheb Addad unisono. "Das war ein schönes Gefühl für uns."
Stadtrallye in gemischten Teams
Bei einer Rallye lernten die jungen Franzosen die Stadt und einen Teil ihrer Geschichte kennen. "Wir kamen uns vor, wie in einem Film", erzählte Trainer Briki. Besonders imponiert hat den Jugendfußballern die Burg mit den Rittern und der Blick vom Burgturm. "Es ist alles so schön und sauber. Hier gibt es eine Einheit von modernem Leben und der Bewahrung der Geschichte", zeigt sich Olivia Laine fasziniert.
Damit die Gäste es nicht zu schwer hatten, machten sich bei der Stadtrallye gemischte deutsch-französische Teams auf den Weg. Schnell war die Basis gefunden, und beide Nationen versuchten sich dann auch schon mal in der Sprache des anderen. Damit die französischen Gäste sich generell auch sprachlich in der Rallye zurechtfanden, hatte Lavendelkönigin Ariane I. die Texte übersetzt.
Ein Besuch im Opel-Zoo sorgte ebenfalls für Begeisterung. Besonders beliebt war der Streichelzoo. Er hätte gar nicht gedacht, dass die großen Jungs sich so für den Zoo begeistern würden, berichtete Wolfgang Riedel erfreut. "Alle haben ausgiebig mit den Tieren gekuschelt." Doch für diese Überraschung gab es eine Erklärung: "In Frankreich gibt es das nicht. Wir kommen gar nicht so nah an die Tiere heran", erklärte Betreuerin Olivia Laine.
"Das gilt allerdings auch für den Fußballplatz", führte Trainer Briki weiter aus. "Hier ist alles offen. Wir können untereinander und miteinander reden. Hier sind die Menschen disziplinierter. Sie nutzen diese Freiheit nicht aus." Aber auch die Art Fußball zu spielen, sei eine andere. In Frankreich gebe es mehr "Kontakt" zwischen Trainern und Schiedsrichtern, amüsierten sich die Betreuer. Das konnte Wolfgang Riedel ebenso amüsiert bestätigen. "Die gehen am Spielfeldrand ganz schön ab." Das Niveau der Spiele bewerteten alle als "sehr hoch". "Wir mussten uns sehr anstrengen. Es waren schwere Spiele", zog Samy Briki Bilanz. Begeistert zeigten sich die Franzosen von der ganzen Organisation und der Gastfreundschaft. "Wir hatten wirklich das Gefühl; sehr willkommen zu sein." Auch die Unterbringung im Fritz-Emmel-Haus und die Verpflegung seien toll gewesen. "Wir haben neue Erkenntnisse über Nahrung gewonnen." Sie habe noch nie ein "Schnitzel" gegessen, so Olivia Laine. Das Wort "Spinatknödel" ging ihr eher schwer über die Lippen. Die seien aber auch lecker gewesen. Ungewohnt seien hingegen die Essenszeiten. "Um 18.30 Uhr gibt es in Frankreich noch kein Abendessen." Das sei schon eine Umstellung gewesen, sagen die vier Betreuer und müssen herzlich lachen.
Geschenke gab es für beide Seiten natürlich auch. Ein kleiner Beutel des Förderkreises mit Jubiläumstasse, Festschrift und anderen Kleinigkeiten, und beide Mannschaften hatten Trikots für den fußballerischen Gegner.
Einen Pokal konnten die Cannetaner leider nicht mit nach Hause nehmen. Zwar haben die französischen Jugendfußballer die beiden Spiele am Freitag gewonnen, unterlagen aber am Samstag im Elfmeterschießen gegen die Mannschaften von Kickers Offenbach und FSV Frankfurt. "Leider ein undankbarer 4. Platz", sagte Wolfgang Riedel. "Alle Teilnehmer waren aber von der unglaublichen Höflichkeit und Bescheidenheit der jungen Franzosen begeistert. Sie waren wunderbare Botschafter für unsere Städtepartnerschaft." juba